Posts Tagged ‘Pricing’

Kampfansage

Dienstag, Mai 20th, 2008

„Alle gegen Aldi“ – vermutlich war es das Manager Magazin, das bereits im Jahr 2002 diesen Ausdruck prägte. Mittlerweile wird er auch gerne von Schweizer Journalisten benutzt, wenn es darum geht, das Phänomen auf den Punkt zu bringen, dass eben alle (zumindest die Mitbewerber) sich gegen einen Marktanteilsgewinn von Aldi so gut wie möglich zur Wehr setzen. Unsere hiesigen Detailhändler Migros, Coop und Denner haben das bisher bereits mit beachtlichem Erfolg getan. Trotz allem mussten sie natürlich (wenn auch marginale) Marktanteilseinbussen in Kauf nehmen. Migros leidet nach eigenen Angaben am meisten unter der Deutschen Konkurrenz – und setzt sich daher auch am stärksten zur Wehr. Mit einem guten Mix aus Preisführerschaft und Differenzierungsstrategie ist man bisher nicht schlecht gefahren. Mit der Einführung der Premium-Linie Sélection konnte man die Konsumfreunde begeistern, das regionale Konzept (aus der Region, für die Region) steht in Einklang mit dem Nachhaltigkeitsgedanken und freut nicht nur Ökos und Bauern sondern auch Föderalisten und Weiterdenker und in Sachen Preisimage führt Migros noch immer klar vor Coop. Damit ist schon mal ein Grossteil der Zielgruppe zufriedengestellt. Nun geht Migros noch einen Schritt weiter und will auch die Kernzielgruppe von Aldi wieder zurückgewinnen. Die Idee, dies mit billigen Barackenläden auf der grünen Wiese zu tun (vgl. http://www.konsumfreu.de/2008/05/im-osten-nichts-neues/) ist wohl eher eine Resultat eines zu ungefilterten Brainstormings – aber die jetzt lancierte Preisoffensive macht schon richtig was her: Eine Tiefpreisgarantie auf 302 M-Budget Produkte. 

 

302 M-Budget Produkte, die es nirgends günstiger gibt

Experten sind bezüglich dieser Strategie zwar geteilter Meinung (siehe Cash Daily), aber wir glauben dran.

Frohen Preisvergleich wünscht

konsumfreu(.)de

Wind of Change

Freitag, November 2nd, 2007

Seit Scholz & Friends für die Saturn Werbung verantwortlich ist, ist Geiz endlich nicht mehr geil. (Presseportal) Danke! Konsumfreude, Technik und Dienstleistung sind wieder mehr in den Fokus gerückt. Um aber nicht wie ein Fähnchen im Wind dazustehen und die alten Werte in Frage stellen zu müssen, wurde der Preisaspekt im neuen Claim einfach ins Positive verkehrt und hinten angehängt – so heisst es jetzt bei Saturn: Wir lieben Technik! Wir hassen Teuer! (die Ausrufezeichen sind geblieben) Das ist doch mal eine richtig gute Aussage – schliesslich kauft kein Mensch (oder zumindest kein vernünftiger Mensch) ein Produkt, nur weil es billig ist, sondern weil es ihm einen Mehrwert bringt. Vermutlich wird der neue Claim nicht ganz an die Bekanntheit des alten anknüpfen können, schliesslich ist er trotz Ausrufezeichen nicht so laut, aber dafür kann man jetzt wieder ohne rot zu werden mit Saturn – Tüten durch die Stadt marschieren.

Eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so offensichtliche Wandlung scheint auch Mediamarkt, die Schwester von Saturn, durchgemacht zu haben. Durch den Umzug bedingt war ich in den letzten Wochen oft bei Mediamarkt zu Besuch – ja, zu Besuch – denn man fühlt sich dort neuerdings richtg willkommen. Verkäufer verstecken sich nicht mehr hinter den Regalen sondern gehen offensiv auf die Kunden zu um ihre Beratung anzubieten. Ich war davon überzeugt, dass dies a) entweder daran liegt, dass ich im Mediamarkt in der Schweiz war oder b) Mediamarkt sich einfach mehr um seine Kunden bemüht. Die Lektüre des aktuellen Spiegel hat mir nun allerdings noch eine dritte Variante c) eröffnet: unter dem Titel „Werber im Tarnanzug“ beschreibt Ulrike Demmer nämlich, dass Markenartikler neuerdings anonyme Verkaufsberater in die Läden schicken, die die Kunden zum Kauf der jeweiligen Marke bewegen sollen. Die Idee ist irgendwie richtig gut – aber irgendwie auch richtig fies. Ich bin noch nicht ganz sicher – und während ich mir dazu eine Meinung zu bilden versuche, wünsche ich Ihnen schon mal eine konsumfreudige Zeit.

Erschreckend einfach

Donnerstag, Juni 9th, 2005

Damit haben Vodafone, Telecom, Orange, Swisscom, Mobilcom etc. wohl nicht gerechnet – der neue Trend auf dem Telekommunikationsmarkt heisst back to basics. Mit konsequent einfachen Tarifen traten E-Plus mit „Simyo“ in Deutschland und Sunrise mit „Yallo“ in der Schweiz die Umkehr im zuletzt kaum mehr zu durchschauenden Preisdschungel an. Vor Schreck oder aus Ärger darüber, nicht selbst auf die Idee gekommen zu sein will Mobilcom jetzt der neuen Einfachheit auf gerichtlichem Weg Einhalt gebieten. (Vgl. W&V ) Dabei stellen die neuen prepayed Angebote einfach nur den Weg in die richtige Richtung dar. Ein vorher bekannter Einheitstarif zum Telefonieren, keine Mindestvertragszeit und kein subventioniertes Handy – so einfach ist die Formel.

Kaum zehn Jahre ist der Massenmarkt für mobile Kommunikation alt und in dieser Zeit wurden die Angebote zunehmend undurchsichtiger. Die Handy Tarife waren zuletzt eine Mischung aus Gratis-Minuten, Wochenendtarifen, SMS-inklusivpaketen und Abzahlungsgeschäft. Der anfängliche Marketing-Gag, Handys bei Vertragsunterzeichnung gratis abzugeben hat sich institutionalisiert und Handy Verträge mit einer Laufzeit von unter zwei Jahren sind in Deutschland kaum mehr zu finden.

Das Handy für Deutschland??

Mit möglichst vielen Inklusive-Minuten versuchen die Anbieter, Kunden zum mehr-Telefonieren zu bewegen. Hier ein kurzer Auszug aus einem Gespräch mit einer Callcenter-Mitarbeiterin von Vodafone von vor einigen Wochen:

„Ich habe gesehen, dass Ihre letzte Telefonrechnung sehr hoch ausgefallen ist“
„ach ja – das haben Sie gesehen?“
„Ja, und daher würde ich Ihnen als gute Kundin gerne ein tolles Angebot machen“
„Nein danke, ich bin zufrieden“
„Aber Sie könnten viel Geld sparen“
„Möcht ich nicht“
„Doch- hören Sie sich das mal an – ich würde vorschlagen, Ihr Abo umzuwandeln in den xyz Tarif, darin enthalten sind 1000 Freiminuten, die Sie am Wochenende und Abends einlösen können, dazu empfehle ich das SMS Package für 5 Euro, das UMTS Package für 10 Euro im Monat, damit können Sie zusätzlich gratis drei Klingeltöne und …“
„Ich brauche keine Klingeltöne und auch keine Freiminuten“
„Aber Sie könnten damit Ihre Telefonkosten massiv reduzieren und zugleich…“
„Nein, ich möchte meine Telefonkosten nicht reduzieren!“
„Sie würden dann monatlich nur noch 59 Euro Grundgebühren bezahlen und hätten darin enthalten..“
„59 Euro Grundgebühr?? und das für zwei Jahre?? – nein Danke“….

Ich denke, es geht nicht nur mir so, mit den undurchsichtigen Tarifstrukturen wird häufig das Gegenteil von dem erreicht, was die Anbieter wünschen – die verunsicherten Konsumenten entscheiden sich im zweifelsfall gegen einen Anruf über Handy, weil sie fürchten, genau den schlechtesten Tarif zu bekommen.

Die neuen Prepayed Angebote haben den Weg in die richtige Richtung gewiesen – was jetzt noch fehlt ist die Möglichkeit, einen Vertrag auf unbestimmte Zeit abzuschliessen, ohne Grundgebühr, ohne verschleiertes Abzahlungsgeschäft für ein Handy, das man gar nicht braucht und ohne inklusive Klingeltöne. Denn Prepayed auf Dauer ist anstrengend – Ende Monat eine Rechnung zu bekommen viel einfacher. Aber auch das wird kommen, wir sind zuversichtlich!

Die einzigen, die sich nicht über diese Entwicklung freuen werden sind die Telefontarifberechnungsmaschinen im Internet – aber damit können wir leben.

In diesem Sinne – danke Yallo, danke Simyo!

DB featuring Lidl

Donnerstag, Mai 19th, 2005

„Die Geiz-ist-Geil-Ära neigt sich zum Ende“ titelte der Spiegel noch im Oktober vergangenen Jahres (Vgl. Spiegel.de). Hat Herr Mehdorn den Artikel nicht gelesen oder will er das Gegenteil beweisen? Seit heute jedenfalls gibt es Tickets der Deutschen Bahn AG auch beim Discounter zu kaufen. Da Service bei der Deutschen Bahn ohnehin klein geschrieben wird, passt die Verkaufskooperation mit dem Discounter Lidl eigentlich ganz gut ins Konzept. Das chronisch untermotivierte Bahn (Service-)Personal wird damit entlastet und neue Zielgruppen sollen angesprochen werden. Da Fahrplanauskünfte bei Lidl leider nicht mit zum Angebot gehören, ist zu befürchten, dass in den nächsten Wochen vermehrt Schnäppchenjäger verloren auf Deutschen Bahnsteigen herumirren – auf der Suche nach der Bahnverbindung zum Ticket.

Das Angebot passt überdies bestens in den mittlerweile legendären Preisdschungel der Deutschen Bahn – rechnen tut es sich nämlich nur unter gewissen Bedingungen und erst ab einer Strecke von 160 Kilometer. Egal – hauptsache billig – sagten sich offensichtlich 520’000 Kunden und standen sich anstatt vor dem Schalter der Deutschen Bahn die Füsse vor der Lidl Filiale platt.

Gute Fahrt wünscht konsumfreu(.)de