Aldi eröffnet in Kürze die erste Filiale in der Schweiz – und alle warten gespannt darauf, ob die Erfolgsgeschichte in der Schweiz weitergeschrieben werden kann. Ich bin der Ãœberzeugung dass das nicht der Fall sein wird.
Noch vor einigen Jahren war ich gegenteiliger Ansicht – als ich bei einem Job-Interview mit Masterfoods auf die Frage nach der zukünftigen Entwicklung des Handels in der Schweiz antwortete, dass sich nach der Sortimentsdezimierung von Denner eine Lücke aufgetan hat, die von einem Discounter mit Billigstprodukten wie Aldi Deutschland gefüllt werden könnte.
Mittlerweile lebe ich seit knapp vier Jahren in Deutschland und meine anfängliche Billig – Euphorie ist der Einsicht gewichen, dass Qualität in der Regel doch in einem direkten Zusammenhang zum Preis steht. Auch ich war in der ersten Zeit begeisterte Aldi – Kundin – auch des Zeitgeistes wegen. Doch als der Zeitpunkt kam, wo ich mich zu jedem Wocheneinkauf überwinden musste und meine Lust, den Kühlschrank zu öffnen, kontinuierlich abnahm, wusste ich, die Zeit für einen Abschied von Aldi war gekommen. Das Einzige, was mich an dem Laden nach wie vor fasziniert, sind die Kassierer, die in einem vermutlich weltweit nicht übertroffenen Tempo die Preise in die Kassen tippen.
Der Grund, der zu meiner persönlichen Konsumflaute geführt hatte ist der, den ich auch als Grund für das Scheitern von Aldi in der Schweiz unterstelle – die mangelnde Konsumfreude im Laden und später auch beim Essen. Bei Aldi gibt es von jedem Produkt genau eines – einen Sorte Naturjoghurt, eine Sorte Klopapier, eine Sorte Tiefkühllasagne…das beschläunigt den Entscheidungsprozess beim Einkaufen ungemein, langweilt aber nach einer gewissen Zeit nicht minder. Zudem steht die Qualität der Produkte in einem angemessenen Verhältnis zum Preis, aber der ist eben sehr klein..:-) In Deutschland mag das funktionieren, die Ansprüche sind nicht ganz so hoch. Das Konzept lässt sich aber mit Sicherheit nicht eins zu eins in die Schweiz übertragen, dazu sind die Eidgenossen zu verwöhnt.
Natürlich gibt es auch in der Schweiz Leute, die aufgrund ihrer persönlichen Einkommenssituation auf billige Produkte angewiesen sind, doch so gross ist der Druck nicht. Auch diese Leute konnten sich bis anhin die in der Schweiz angebotenen Produkte leisten – und selbst bei Migros – dem bis anhin vermutlich billigsten Lebensmittelhändler der Schweiz – ist der Einkauf im Vergleich zu Aldi eine wahre Freude.
Wenn ich könnte, hätte ich daher meine Ãœberzeugung längst investiert und Put Optionen auf Aldi Aktien gekauft – nur leider gibt es noch nicht mal die Aktien dazu:-) Obschon mittlerweile auf fast alles gewettet wird, gibt es für dieses Wissen noch keinen öffentlichen Markt – was bleibt, sind private Wetten, von denen ich nicht wenige abgeschlossen habe – unter anderem mit einem mir bis dahin unbekannten Vermögensverwalter aus Zürich – der sei an dieser Stelle gegrüsst – um ein Wochenende in San Francisco – verewigt auf einem Bierdeckel:-) Für weitere Wetten bin ich offen – machen Sie mir ein gutes Angebot:-)
In diesem Sinne – weiterhin viel Konsumfreude
Andrea Iltgen