Als grosse Konsumfreundin bin ich seit jeher leicht durch Werbung für neue Produkte zu begeistern. Ob Vanilla Coke, die Opa-Backmischung von Nestlé oder Joghurt Schnee von Müller – ich muss die neuen Produkte ausprobieren – und zwar so schnell wie möglich. Früher war das für mich, bedingt durch meinen Schweizer Wohnort, gar nicht immer so einfach, denn oftmals waren die Produkte aus der deutschen TV-Werbung nicht oder erst viel später in den Regalen der Schweizer Händler zu finden. Die Milchschnitte etwa – heiss begehrt und kaum zu kriegen – ausser man ist ab und zu in das grenzhahe Konstanz gefahren, um sich mit einem Monatsvorrat einzudecken.
Doch nicht immer war der der Einkaufstrip von Erfolg gekrönt – die Pizza Crossa mit dem Teig, der durch die eingebauten Luftkammern extra knusprig sein soll habe ich zum Beispiel bis heute nicht gefunden.
Mit meinem Umzug nach Deutschland sollte alles anders werden – plötzlich waren die ganzen Produkte aus der Werbung greifbar geworden – scheinbar zumindest, denn immer wieder kommt es vor, dass die gross angekündigten Produkte nicht in den Regalen zu finden sind. Aktuelle Beispiele: „Mini Babybel feine Kräuter“ von Bel und „Holiday Skin Body Lotion“ von Bebe.
Schlechte Planung oder Absicht? Dazu gibt es drei mögliche Thesen:
1. schlecht koordiniert: Marketing und Vertrieb arbeiten so schlecht zusammen, dass die Produkte beim Kampagnenstart noch nicht in den Regalen stehen. Für diese These spricht, dass manche Produkte tatsächlich Monate nach der Kampagne erhältlich sind – so wie etwa Fanta Citrell. Angesichts der Höhe der Werbeaufwendungen und der sklavischen Orientierung der Product Manager an Verkaufszahlen und Marktanteilen ist diese These jedoch sehr unwahrscheinlich. Daher These Nr.
2. Begehren verstärken: Die Produkte werden absichtlich erst Monate nach der entsprechenden Werbung ausgeliefert, um das Begehren der Konsumenten weiter zu stärken. Wohl kaum, insbesondere nicht im Bereich der FMCG (Fast moving consumer goods) – denn dieser Markt bewegt sich, wie der Name schon sagt, viel zu schnell. Und angesichts des Information Overflow haben die Konsumenten die teure Werbung längst wieder vergessen, wenn die Produkte dann irgendwann erhältlich sind. Daher These Nr.
3. Innovationen vorgaukeln: Ist es möglicherweise so, dass diese Produkte gar nie entwickelt wurden und gar nie entwickelt werden sollen und die Werbung nur dazu dient, die Dachmarke aufzufrischen? Ist somit Babybel feine Kräuter nur ein moderner Mythos?
Weiterhin frohes Spekulieren
Andrea Iltgen
Nachtrag vom 5. Juni 2005 – das neuste Phantom ist das BBQ – Saucen Trampaar „Beauty“ und „Beast“ von Knorr – bisher wurden die beiden nur auf Papier gesehen:
Hinweise, die zu deren Konsum führen könnten, hinterlassen Sie bitte in Form eines Kommentars in diesem Weblog. Aber bitte bald – die Grillsaison dauert nicht ewig!
Nachtrag vom 6. September 2005 – der Hilferuf wird per sofort zurückgenommen – ich halte meine erste Flasche Holiday Skin Body Lotion von Bebe in der Hand – etwas spät zwar, aber immerhin:-)