Archive for Mai, 2005

Lückenbüsser

Sonntag, Mai 29th, 2005

Bikini Werbung von wem?

H&M macht nun doch wieder Plakatwerbung? Dabei haben sie doch eben erst gross angekündigt, in Zukunft völlig auf diese Form von Werbung zu verzichten….. (Vgl.: netzeitung.de)

Nein, die Kampagne stammt nicht von H&M sondern von dem anderen Kleider-Firma mit dem zweibuchstaben Namen – C&A.

Bikini Werbung von C&A

Die haben durch den Rückzug von H&M aus der Plakatwerbung vermutlich ihre Chance gewittert und versuchen nun offensichtlich mit einer beinahe schon auffällig ähnlichen Kampagne das Image und damit den Erfolg von H&M zu kopieren. Ob diese Strategie allerdings von Erfolg gekrönt sein wird und C&A sein angestaubtes Image verjüngen kann, ist fraglich. Aber wenigstens wird die Lücke, die H&M hinterlässt, gefüllt und wir müssen auch in diesem Jahr nicht auf die knackig braunen knapp bekleideten Models im Grossformat verzichten.

Schöne Augenblicke wünscht konsumfreu(.)de

Mythos Kräuterbabybel

Montag, Mai 23rd, 2005

Als grosse Konsumfreundin bin ich seit jeher leicht durch Werbung für neue Produkte zu begeistern. Ob Vanilla Coke, die Opa-Backmischung von Nestlé oder Joghurt Schnee von Müller – ich muss die neuen Produkte ausprobieren – und zwar so schnell wie möglich. Früher war das für mich, bedingt durch meinen Schweizer Wohnort, gar nicht immer so einfach, denn oftmals waren die Produkte aus der deutschen TV-Werbung nicht oder erst viel später in den Regalen der Schweizer Händler zu finden. Die Milchschnitte etwa – heiss begehrt und kaum zu kriegen – ausser man ist ab und zu in das grenzhahe Konstanz gefahren, um sich mit einem Monatsvorrat einzudecken.

Milchschnitte

Doch nicht immer war der der Einkaufstrip von Erfolg gekr̦nt Рdie Pizza Crossa mit dem Teig, der durch die eingebauten Luftkammern extra knusprig sein soll habe ich zum Beispiel bis heute nicht gefunden.

Mit meinem Umzug nach Deutschland sollte alles anders werden – plötzlich waren die ganzen Produkte aus der Werbung greifbar geworden – scheinbar zumindest, denn immer wieder kommt es vor, dass die gross angekündigten Produkte nicht in den Regalen zu finden sind. Aktuelle Beispiele: „Mini Babybel feine Kräuter“ von Bel und „Holiday Skin Body Lotion“ von Bebe.

Babybel feine Kräuter

Schlechte Planung oder Absicht? Dazu gibt es drei mögliche Thesen:

1. schlecht koordiniert: Marketing und Vertrieb arbeiten so schlecht zusammen, dass die Produkte beim Kampagnenstart noch nicht in den Regalen stehen. Für diese These spricht, dass manche Produkte tatsächlich Monate nach der Kampagne erhältlich sind – so wie etwa Fanta Citrell. Angesichts der Höhe der Werbeaufwendungen und der sklavischen Orientierung der Product Manager an Verkaufszahlen und Marktanteilen ist diese These jedoch sehr unwahrscheinlich. Daher These Nr.

2. Begehren verstärken: Die Produkte werden absichtlich erst Monate nach der entsprechenden Werbung ausgeliefert, um das Begehren der Konsumenten weiter zu stärken. Wohl kaum, insbesondere nicht im Bereich der FMCG (Fast moving consumer goods) – denn dieser Markt bewegt sich, wie der Name schon sagt, viel zu schnell. Und angesichts des Information Overflow haben die Konsumenten die teure Werbung längst wieder vergessen, wenn die Produkte dann irgendwann erhältlich sind. Daher These Nr.

3. Innovationen vorgaukeln: Ist es möglicherweise so, dass diese Produkte gar nie entwickelt wurden und gar nie entwickelt werden sollen und die Werbung nur dazu dient, die Dachmarke aufzufrischen? Ist somit Babybel feine Kräuter nur ein moderner Mythos?

Weiterhin frohes Spekulieren

Andrea Iltgen

Nachtrag vom 5. Juni 2005 – das neuste Phantom ist das BBQ – Saucen Trampaar „Beauty“ und „Beast“ von Knorr – bisher wurden die beiden nur auf Papier gesehen:

Beauty and Beast, das Saucenduo von Knorr.

Hinweise, die zu deren Konsum führen könnten, hinterlassen Sie bitte in Form eines Kommentars in diesem Weblog. Aber bitte bald – die Grillsaison dauert nicht ewig!

Nachtrag vom 6. September 2005 – der Hilferuf wird per sofort zurückgenommen – ich halte meine erste Flasche Holiday Skin Body Lotion von Bebe in der Hand – etwas spät zwar, aber immerhin:-)

DB featuring Lidl

Donnerstag, Mai 19th, 2005

„Die Geiz-ist-Geil-Ära neigt sich zum Ende“ titelte der Spiegel noch im Oktober vergangenen Jahres (Vgl. Spiegel.de). Hat Herr Mehdorn den Artikel nicht gelesen oder will er das Gegenteil beweisen? Seit heute jedenfalls gibt es Tickets der Deutschen Bahn AG auch beim Discounter zu kaufen. Da Service bei der Deutschen Bahn ohnehin klein geschrieben wird, passt die Verkaufskooperation mit dem Discounter Lidl eigentlich ganz gut ins Konzept. Das chronisch untermotivierte Bahn (Service-)Personal wird damit entlastet und neue Zielgruppen sollen angesprochen werden. Da Fahrplanauskünfte bei Lidl leider nicht mit zum Angebot gehören, ist zu befürchten, dass in den nächsten Wochen vermehrt Schnäppchenjäger verloren auf Deutschen Bahnsteigen herumirren – auf der Suche nach der Bahnverbindung zum Ticket.

Das Angebot passt überdies bestens in den mittlerweile legendären Preisdschungel der Deutschen Bahn – rechnen tut es sich nämlich nur unter gewissen Bedingungen und erst ab einer Strecke von 160 Kilometer. Egal – hauptsache billig – sagten sich offensichtlich 520’000 Kunden und standen sich anstatt vor dem Schalter der Deutschen Bahn die Füsse vor der Lidl Filiale platt.

Gute Fahrt wünscht konsumfreu(.)de

Warum Aldi in der Schweiz nicht funktioniert

Freitag, Mai 13th, 2005

Aldi eröffnet in Kürze die erste Filiale in der Schweiz – und alle warten gespannt darauf, ob die Erfolgsgeschichte in der Schweiz weitergeschrieben werden kann. Ich bin der Ãœberzeugung dass das nicht der Fall sein wird.

Noch vor einigen Jahren war ich gegenteiliger Ansicht – als ich bei einem Job-Interview mit Masterfoods auf die Frage nach der zukünftigen Entwicklung des Handels in der Schweiz antwortete, dass sich nach der Sortimentsdezimierung von Denner eine Lücke aufgetan hat, die von einem Discounter mit Billigstprodukten wie Aldi Deutschland gefüllt werden könnte.

Mittlerweile lebe ich seit knapp vier Jahren in Deutschland und meine anfängliche Billig – Euphorie ist der Einsicht gewichen, dass Qualität in der Regel doch in einem direkten Zusammenhang zum Preis steht. Auch ich war in der ersten Zeit begeisterte Aldi – Kundin – auch des Zeitgeistes wegen. Doch als der Zeitpunkt kam, wo ich mich zu jedem Wocheneinkauf überwinden musste und meine Lust, den Kühlschrank zu öffnen, kontinuierlich abnahm, wusste ich, die Zeit für einen Abschied von Aldi war gekommen. Das Einzige, was mich an dem Laden nach wie vor fasziniert, sind die Kassierer, die in einem vermutlich weltweit nicht übertroffenen Tempo die Preise in die Kassen tippen.

Der Grund, der zu meiner persönlichen Konsumflaute geführt hatte ist der, den ich auch als Grund für das Scheitern von Aldi in der Schweiz unterstelle – die mangelnde Konsumfreude im Laden und später auch beim Essen. Bei Aldi gibt es von jedem Produkt genau eines – einen Sorte Naturjoghurt, eine Sorte Klopapier, eine Sorte Tiefkühllasagne…das beschläunigt den Entscheidungsprozess beim Einkaufen ungemein, langweilt aber nach einer gewissen Zeit nicht minder. Zudem steht die Qualität der Produkte in einem angemessenen Verhältnis zum Preis, aber der ist eben sehr klein..:-) In Deutschland mag das funktionieren, die Ansprüche sind nicht ganz so hoch. Das Konzept lässt sich aber mit Sicherheit nicht eins zu eins in die Schweiz übertragen, dazu sind die Eidgenossen zu verwöhnt.

Natürlich gibt es auch in der Schweiz Leute, die aufgrund ihrer persönlichen Einkommenssituation auf billige Produkte angewiesen sind, doch so gross ist der Druck nicht. Auch diese Leute konnten sich bis anhin die in der Schweiz angebotenen Produkte leisten – und selbst bei Migros – dem bis anhin vermutlich billigsten Lebensmittelhändler der Schweiz – ist der Einkauf im Vergleich zu Aldi eine wahre Freude.

Wette auf Bierdeckel

Wenn ich könnte, hätte ich daher meine Ãœberzeugung längst investiert und Put Optionen auf Aldi Aktien gekauft – nur leider gibt es noch nicht mal die Aktien dazu:-) Obschon mittlerweile auf fast alles gewettet wird, gibt es für dieses Wissen noch keinen öffentlichen Markt – was bleibt, sind private Wetten, von denen ich nicht wenige abgeschlossen habe – unter anderem mit einem mir bis dahin unbekannten Vermögensverwalter aus Zürich – der sei an dieser Stelle gegrüsst – um ein Wochenende in San Francisco – verewigt auf einem Bierdeckel:-) Für weitere Wetten bin ich offen – machen Sie mir ein gutes Angebot:-)

In diesem Sinne – weiterhin viel Konsumfreude

Andrea Iltgen